Meine Grundschulzeit

von Hans-Günter Papirnik 

Eingeschult wurde ich am 22. April 1965 in die „ Katholische Volksschule am Krausen Bäumchen“ in der Elbestraße in Essen-Bergerhausen. Wir nannten die Schule kurz „Elbeschule“. Ich war erst am 7. April sechs Jahre alt geworden, aber die Tatsache, dass ich mit meiner rechten Hand über den Kopf mein linkes Ohr berühren konnte, war Anlass genug, mich in die Schule zu schicken. Dies erfolgte allerdings nach vorheriger Absprache mit dem damaligen Rektor Krusenbaum und Einreichung eines entsprechenden Antrages. Meinen Schultornister, der herrlich nach neuem Leder roch, hatte ich schon von meiner Oma zum Geburtstag bekommen und so konnte ich den ersten Schultag gar nicht erwarten. Mein erster Klassenraum war im Pavillongebäude rechts und unsere Lehrerin hieß Margret Hömßen.

Direkt zu Beginn des Schuljahres wurden alle neuen Schulkinder von der Verkehrswacht mit einer „Sicherheitskleidung“ ausgerüstet, die für die Mädchenaus einem orangefarbenen Kopftuch und für die Jungen aus einer orangefarbenen Kappe bestand. Beide Kleidungsstücke waren mit dem grünen Zeichen der Verkehrswacht versehen. Auf dem nachgestellten Foto vom ersten Schultag ist die Kappe sehr gut zu erkennen.

Wir waren damals über 30 Kinder in der Klasse, aber unsere Lehrerin hat es immer geschafft, uns ruhig zu bekommen und zu halten. Als Strafe musste höchstens mal jemand in der Ecke stehen. Man sieht diese Ecke auf dem Klassenfoto links am Schrank im Hintergrund. Der Unterricht teilte sich, wegen der Zweizügigkeit, in eine Früh- und eine Spätschicht, was hieß: drei Tage um 8:00 Uhr, drei Tage um 10:00 Uhr (samstags wurde ja auch noch unterrichtet). Irgendwann im Mai 1965 kam dann ein Fotograf, brachte die Tafel mit der Aufschrift vom ersten Schuljahr mit und machte diese herrlichen Aufnahmen nacheinander von allen Kindern in der Klasse, die wir dann zugeschickt bekamen.

In unseren Tornistern befanden sich überall so ziemlich genau die gleichen Sachen: eine Schiefertafel mit gehäkeltem Tafelläppchen, eine Griffeldose oder Federmäppchen, eine Schwammdose, und die ersten Schulbücher wie „Meine liebe Fibel“, „Die Welt der Zahl“ und ein Glaubensbuch. Gebetet wurde zu Beginn und zum Schluss des Unterrichtes. Ab November 1965 schrieben wir mit Bleistift in unsere ersten Schreibhefte (mit Hilfslinien). Vom Nikolaus bekamen komischerweise alle Kinder der Klasse einen Füllfederhalter, der die Klasse in eine Pelikan- und eine GeHa-Gruppe teilte. Erst viel später fiel mir auf, dass es kurz vorher einen Elternabend gegeben hatte, auf dem wohl eine „Geschenkempfehlung“ für den Nikolaus ausgesprochen worden sein musste.

uf dem Foto erkennt man meinen immer noch vorhandenen Tornister und den dazu gehörenden Inhalt. Lesebuch, Rechenbuch und Glaubensbuch neben der Schiefertafel mit von meiner Mutter selbstgehäkeltem Tafellappen und schließlich die ersten Schreibhefte, in denen zuerst noch mit Bleistift und später dann, nach dem Nikolaustag, mit Füller geschrieben wurde. 

Das erste Schuljahr dauerte bis zum 31. März 1966. Durch die terminliche Länderangleichung ergab es sich, dass zwei sogenannte Kurzschuljahre eingeschoben werden mussten, sodass mein zweites Schuljahr von April 1966 bis zum 30. November 1966, das dritte vom 1. Dezember 1966 bis zum 26. Juli 1967 dauerte. Auf den Seiten des Zeugnisheftes erkennt man die entsprechenden Daten. Versetzungen in die nächsthöhere Klasse wurden mit „steigt“ bezeichnet. Ebenso erkennt man die Unterschriften des Schulleiters Rektor Krusenbaum und der Klassenlehrerin Hömßen. 

Das vierte Schuljahr ging dann schon vom Sommer 1967 bis zum Sommer 1968. Einige Lehrpersonen der damaligen Zeit waren Fr. Marlies Voß (stellvertr. Schulleitung), Fr. Dedy, Fr. Haupt, Fr. Bösensell, Hr. Laufenberg, Hr. Weber. Der Hausmeister hieß Wiese und seine typischen Erkennungsmerkmale waren ein grauer Kittel, ein Hut mit breiter Krempe und ein Zigarrenstumpen im Mund. Er wohnte mit seiner Frau und seinem behinderten Sohn im Dachgeschoss der Schule. 

Susi Becker gen. Linnemann Ulrich Baur Martin Gielen Peter Schöppner Karin Spinn Beate Glunz Jürgen Honnacker Thomas Hettgen Ulrike Surmann Sylvia Westfeld Cordula Hagemann Norbert Rödder Ulrike Egenolf Claudia Sommer Michael Neumann Gabriele Roth Christa Maria Schulz Hans-Günter Papirnik Karl Bluhm Ulrich Kubiczek Sabina Hermanns Regina Stegemeier Ulrike Lilienthal Roland Dischereit Hans-Christoph Kuhlmann Dorothea Kallenberger 

Auf dem Foto sieht man unsere erste Klasse mit Frau Hömßen. Die meisten Namen der Kinder sind mir noch in Erinnerung.

Ab dem zweiten Schuljahr waren wir im Erdgeschoss des Hauptgebäudes untergebracht und beide Klassen wurden irgendwie gemischt. Neue Namen kamen hinzu, wenige Schüler gingen weg. Besonders beliebt waren immer die Filmvorführungen mit den alten schwarz-weißen FWU-Filmen. Der 16mm Bauer-Filmprojektor mit Hammerschlaglackierung und seinem Geratter wird mir immer in Erinnerung bleiben. Auch war eines Tages ein Marionetten-Theater in der Schule zu Gast, was in mir einen tiefen Eindruck hinterließ. Der Verkehrskasper besuchte uns dagegen häufiger. Bei einem Sportfest auf der Bezirkssportanlage „Am krausen Bäumchen“ führte eine der „großen“ Klassen den damals aktuellen Tanz „Letkiss“ auf. Die Mädchen mögen damals vielleicht 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein, sie kamen mir aber sehr alt vor. 

Mein Schulweg führte mich an der vor einigen Jahren abgerissenen Trinkhalle an der Straßenbahnhaltestelle „Zeche Ludwig“ vorbei und manchmal durfte ich mir für 5 Pfennige eine Stange „Prickel Pit“ (sehr saure Zitronenbonbons) kaufen. Überhaupt konnte ich auf diesem Schulweg noch jeden Tag den Förderturm der Zeche Ludwig und die alten Zechengebäude sehen. Auch stand damals noch die alte Johanneskirche mit ihrem ursprünglichen Kirchenschiff in der typischen 50er Jahre Architektur. Insgesamt blicke ich auf eine schöne und unbeschwerte Zeit in dieser Schule zurück und vielleicht war auch die Atmosphäre in dieser Zeit ein Grund dafür, selbst den Lehrerberuf zu ergreifen. 

Hans-Günter Papirnik